Gegenläufig – Globale Kulturindustrie versus Subkultur in Frankfurt?

Salon Frankfurt 3. Juli 2014

Unter diesem Titel lud der Deutsche Künstlerbund am 3. Juli 2014 zum Salon Frankfurt auf dem Gelände der „Farbenfabrik Dr. C. Milchsack“, einer der Frankfurter Off-Spaces, Künstler und Künstlerinnen zu Vortrag und Gespräch ein.

In einem kleinen Rundgang zeigten Monika Linhardt (Installationen), Daniel Hartlaub (Graphic Novels) und Nadja Bauernfeind (Zeichungen) ihre Ateliers und machten so mit dem Gelände vertraut. Auch der Fahrstuhl war sehenswert, dessen Wände eine Collage aus Wörtermagneten anbot. Sie stammt von Peter P. Peters, Kabarettist und Sprachkünstler und Vermieter der Räume auf dem Gelände.

Danach wurde der Salon in einem weißen Gemeinschaftsaum eröffnet. Um die weiße Tafel, die mit Kräutern aller Art atmosphärisch eingedeckt war, sammelten sich die eingeladen Gäste und es ging zur Sache (siehe Foto).

Andrea Knoblich, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Künstlerbundes und die Veranstalterinnen Christine Biehler und Monika Linhard führten ins Thema „Gegenläufig – Globale Kulturindustrie versus Subkultur in Frankfurt?“ ein. Dann kamen Frau Dr. Jessica Beebone vom Referat Bildende Kunst des Kulturamts Frankfurt a. M., der Künstler Thomas Sterna und Harald Etzemüller von der Eulengasse e. V. zu Wort.

Frau Dr. Beebone sagte, dass zwar ein großes Forum für die lokale Künstler und Künstlerinnen fehle, aber doch die Schauplätze für Subkultur sich vermehrt hätten, wie z. B. die Familie Montez e. V., das Atelierhaus Basis e. V. oder die Eulengasse e. V., da hätte sich im Vergleich zu früher viel getan. Sie versuchen die Künstler_innen so gut sie können zu unterstützen, das Budget dafür sei allerdings sehr begrenzt.

Thematisiert wurde daraufhin, dass der Etat für Kultur mit ca. 70.000 € für die Bildende Kunst entschieden zu wenig für eine Stadt wie Frankfurt im Städtevergleich zu München oder Hamburg sei. Es ginge nicht darum, sich über die  Aufteilung des Wenigen auch noch gegenseitig zu streiten, sondern darum gemeinsam den Kulturpolitikern klar zu machen, dass hier ein erheblicher Mangel herrsche. Auch stünden die rigiden Grenzziehungen zwischen Städten hinsichtlich Förderungen stadtübergreifenden Kooperationen im Weg, berichtet Harald Etzemüller, wie er das in gemeinsamen Projekten der Eulengasse e. V. mit den Offenbacher Künstlerbund  (BOK) immer wieder erfahren muss.

Klare Worte fand der Künstler Thomas Sterna, der den Kunstbetrieb in enger Verzahnung mit der Finanzwelt sieht, die abgeschottet von der Basis in elitären Zirkeln, den Markt- und  Aufmerksamkeitswert von Kunst lenkten. Diese feudale Entscheidungsstrukturen, seien in etwa so undurchsichtig wie die Übereinkünfte der Mafia und stünden in klarem Widerspruch zum Versprechen nach Egalität der Moderne. Weiter kitisierte er die allwissende Erzählerhaltung internationaler Kuratoren, die die Trennung in Hochkultur und Subkultur noch verstärke.

Harald Etzemüller wand ein, dass die hier Anwesenden in ihrem Leben bewusst selbst entschieden hätten, sich damit nicht gemein zu machen und dadurch eben da seien, wo sie sind.

In der zweiten Gesprächsrunde stellte  Helga Franke-Schafarczyk das vierköpfige  Lese-Schreibkollektiv Frankfurt vor. Ihr Anliegen sei es Bürger über Aktionen politisch zu aktivieren, z. B. könne man sich bei ihnen Schilder mit politischen Forderungen ausleihen. Schilder zum Beschreiben seien auch am Zaun des Zeltlager der Occupy Bewegung vor der Europäischen Zentralbank im Einsatz gekommen. Das Historische Museum Frankfurt hätte diese Aktion sogar in eine Sammlung aufgenommen. Aktuell wirke das Kollektiv bei den Ausstellung des Stadtlabors in den Wallanlagen mit.

Das dies leider nicht immer so sei und bedauerlicherweise Vieles, das erinnerungswürdig sei, nicht ins kollektive Gedächtins eingehen würde, gab Florian Haas zu bedenken.

Zwischendurch kam die Frage auf, warum denn keine jungen Künstler und Künstlerinnen an dem Abend anwesend seien?

Sebastian Popp, Fraktion DIE GRÜNEN im Römer gab zu verstehen, dass die Kulturpolitik nicht die Inhalte der Kunst bestimme, dafür seien die Leiter der Kunstinstitutionen eingestellt worden. Zudem gäbe es oft Sachzwänge die in Rechtsvorschriften lägen. Er forderte die Künstler und Künstlerinnen auf sich besser miteinander zu vernetzen, dann könnte sie mehr erreichen.

Dem hielt Jörg Wagner entgegen, dass es die Rolle der Politik sei zu gestalten und sie sich die Räume dafür frei machen müsse. Sonst bräuchte man Politk nicht, da würde ja dann Verwaltung völlig ausreichen. Zudem seien die Leiter der Kultureinrichtungen ja von der Stadt beauftragt, sprich von uns allen, und es könne nicht angehen, wenn diese das Haupziel darin sähen der globalen Kulturindustrie zuzuarbeiten.

Christian Kaufmann, Kurator der Evangelische Akademie Frankfurt, erinnerte daran, dass bis 2002 noch viele kleinere Aurtrittsorte gefördert wurden, so auch die „Galerie auswärts“. Das wäre dann in der Amtszeit Roland Kochs weggefallen.

Auch kritisierte er den überzogenen Anspruch von Kulturfonds nur Leuchtturmprojekte fördern zu wolllen, das mache es vielen Projekten schwer an Gelder zu kommen.

Absurd sei auch, dass den Künstler und Künsterinnen des Atelierhauses Frankfurt nur die Rolle von geduldeten Mietern zugebilligt würde, und sie gar nicht selbst über Ausstellungen im eigenen Haus bestimmten. Die Ausstellungen gälten hauptsächlich externen Künstlern und Künsterinnen und wird von außen festgelegt.

Die interessante Kunstszene sei gar nicht mehr in der Stadt, sondern eher an den Stadträndern oder im Wohnzimmer oder im Internet anzutreffen.

So passt es auch ganz gut, dass das „Büro für Veränderung“, eine Veranstaltung der Evagelischen Akademie im November mit künstlerischen Interventionen zum Thema „Heimat“ am Frankfurter Riedberg tagt.

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