Kunst und Markt versus Kunst und Leben

Kunst und Markt – ein Vortrag von Birgit Maria Sturm aus der Reihe der Polytechnischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Kulturelles Frankfurt (14. Oktober 2014)

Soeben bin ich von dem Vortrag „Kunst und Markt“, den Frau Birgit Maria Sturm gehalten hat zurückgekehrt. Sie ist Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG). Jörg Reinwein aus dem Kuratorium Kulturelles Frankfurt stellte uns Zuhörern und Zuhörerinnen Frau Sturm vor: Sie hat Germanistik und Kunstgeschichte studiert und ist in mehreren Kunstgremien vertreten, unter anderem im Deutschen Kunstrat, im Kunstfonds und bei der Künstlersozialkasse, erfuhren wir.

Über ein Portrait dreier Heros aus der Galeristenszene, die mit dem ART Cologne Preis dotiert wurden, Rosemarie Schwarzwälder (Wien), Fred Jahn (München) und Michael Werner (NY, London, Köln, …), schilderte Birgit Sturm drei unterschiedliche Vorgehensweisen von Galeristen und Galeristinnen.

Mein Eindruck und meine Enttäuschung ist jedoch, dass hier wieder nur die Welt der Topgaleristen mit ihren Topartisten (Georg Baselitz, Hermann Nitsch, Katharina Grosse, …) verdeutlicht wurde.

Ein wohltemperierter Vortrag für ein wohltemperiertes Publikum scheint mir. Wo wird hier die ganze Ungerechtigkeit des Kunstmarktes einmal zur Sprache gebracht? Dies wurde nur leicht gestreift in den Hinweisen, dass es ein harter Markt ist, unter dem auch viele Galeristen leiden, „denn sie bringen Objekte in den Markt, für die sie erst eine Nachfrage schaffen müssen.“ Die Galerien als Primärkunstmarkts würden von dem amerikanischen Sekundärmarktes überstrahlt, sprich den Auktionshäusern Sotherbys oder Christies, und dadurch falsch wahrgenommen.

Ich bezweifle nicht, dass Galeristen_Innen wertvolle Arbeit leisten und auch nicht, dass sie es  schwer haben in diesem Marktgetümmel zu bestehen. Allerdings bedauere ich ihren Scheuklappenblick.

Meine Frage wie Galeristen die Selektion der Künstler und Künstlerinnen mitgestalten, schließlich würden Künstler zu Künstlern gemacht, und ob sich der Blick der Galeristen_Innen wie im Buchmarkt nur auf Kaderschmieden des Literaturbetriebs/Kunstbetriebs richten würde oder auch etwas weiter reiche, erreichte Frau Sturm nicht wirklich. Sie antwortete auf einer ganz anderen Ebene, ging hier wieder nur auf ihre Topgaleristen ein und streute noch das fehlgeschlagenen Experiment eines Galeristen, der regionale Kunst internationaler präsentieren wollte als Beweis dafür ein, dass diese Kunst besser regional bliebe ein.

Wieder wurde mir die tiefe Kluft verdeutlicht zwischen der „Kunstwelt“ und der Welt in der die meisten Künstler und Künstlerinnen leben und arbeiten.

Letztere wurde übrigens in dem Hörbeitrag „Kunst und Leben“, der im Deutschlandfunk im Wochendjournal am 27.09.2014 ausgestrahlt worden sehr gut eingefangen. Ich möchte mich bei der Gelegenheit ganz herzlich bei den Journalisten und Sendungsmachern für den ausgezeichnet recherchierten Beitrag bedanken und schließe mich dem Appell der Sendungsmacher an:
Gehen Sie doch einmal in die Ateliers der Künstler und Künstlerinnen und wagen sie es ruhig ein Kunstobjekt ihres Geschmacks zu kaufen. Es gibt Ihnen die Freude mit Kunst zu leben und den Künstler und Künstlerinnen die Möglichkeit eventuell doch von Kunst zu leben.

Galeristen empfehle ich sich einmal abseits der Hauptpfade umzusehen. Es gibt noch viele Entdeckungen zu machen und denke da an viele Künstlerkollegen und -kolleginnen, deren Arbeiten ich sehr schätze.

 

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